DIRK-Newsletter Juli 2022
29. Juli 2022
Amsterdam ist eine schöne Stadt und dieser Tage in aller Munde. Sie liegt unterhalb des Meeresspiegels – von sechs Metern ist bisweilen die Rede, zwei Meter sind es offiziell. Deshalb führen einige Kapitalmarktteilnehmer Amsterdam als Beispiel dafür an, dass der Mensch unter Ausnutzung der passenden Technik mit dem Klimawandel klarkommen kann. Sollte das Polareis schmelzen und der Meeresspiegel steigen, sei Amsterdam das Vorbild für den Umgang damit. Der ganze ESG-Hype lenke ihrer Ansicht nach nur von viel entscheidenderen Themen wie Inflation, Zinsen und Lieferengpässen ab. Mittels neuer Technologien könne der Mensch demnach selbst dann überleben, falls in hundert Jahren Miami unter Wasser stehe. Nun nimmt vermutlich die Bevölkerung Amsterdams, der Malediven oder anderer bedrohter Landstriche eine etwas andere Haltung zur Problematik ein. Dennoch gehören besagte Stimmen bedeutenden Leuten und es steht die Frage im Raum, ob der Kapitalmarkt mit dem Klimaschutz nicht manchmal übertreibt.
Was hier zum Ausdruck kommt, sind gegensätzliche Sichtweisen, die – vor allem diesseits und jenseits des Atlantiks – zu unterschiedlichen Bewertungen und Lösungsansätzen führen. Während die eine Seite, die Hauptströmung in den USA, den Klimawandel als gegeben hinnimmt und an Technologien zu seiner Bewältigung arbeitet, versucht die andere Seite, vor allem in Europa, den Klimawandel mit geeigneten Maßnahmen einzudämmen. Am Ende wird es wohl darauf hinauslaufen, dass beide Seiten ein bisschen Recht haben.
Im Moment sieht es jedoch so aus, als würden die US-amerikanischen Asset Manager ihren strikten Shareholder Value Ansatz zugunsten der Einbeziehung von Interessenslagen weiterer Stakeholder aufweichen. Dies hat Morningstar in einer Untersuchung über das Stimmrechtsverhalten herausgefunden. Zugleich nimmt die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Europa klarere Formen an. Und damit nicht genug: Auch das Reporting zum Lieferkettengesetz wird langsam konkret. Wie immer haben wir Ihnen in diesem Newsletter wichtige Beiträge dazu zusammengestellt.
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre, möchten jedoch nochmal auf das schöne Amsterdam zurückkommen: Die Stadt lag nicht immer unter dem Meeresspiegel. Erst die Bautätigkeit zum Schutz vor Hochwasser hat die Stadt vor mehreren hundert Jahren offenbar absinken lassen.
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