Börse, wie hältst Du es mit dem Rating?
17. Februar 2015
Themengebiet | Investoren |
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Publikationsform | Externe Publikationen |
Neuordnung im Minibondsegment
Da waren es plötzlich nur noch zwei: Nachdem sich die Börse Stuttgart kurz vor Jahresende mit einem lauten Knall aus dem einst von ihr erfundenen „Markt für Mittelstandsanleihen" verabschiedet hat, gibt es mit den Börsen Frankfurt und Düsseldorf nur noch zwei ernst zu nehmende Handelsplätze für Minibonds in Deutschland.
Da der „Mittelstands"-Begriff durch die zahlreichen Anleiheausfälle inzwischen verbrannt ist, hat sich auch die Börse Düsseldorf von ihrem „der mittelstandsmarkt" verabschiedet und dabei gleich eine komplette Neuordnung ihres Minibondsegments vorgenommen. Bondkennzahlen nach DVFA (Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management) wurden eingeführt, die Ratingverpflichtung abgeschafft. Damit zieht die Börse Düsseldorf unter anderem die Konsequenz aus der stetig gewachsen Kritik an der Ratingqualität in diesem Bereich.
Laut Dirk Elberskirch, Vorstandsvorsitzender der Börse Düsseldorf, gibt es weder einen erkennbaren Zusammenhang zwischen Rating und Kupon noch zwischen Rating und Insolvenzprognose. Eine Erkenntnis, die auch von anderen Untersuchungen (beispielsweise CAPMARCON, DZ-Bank, Capital) bestätigt wird und schon lange die Diskussion um das Rating befeuert. Die wichtigen institutionellen Investoren führen ohnehin ihre eigenen Analysen durch und sind daher auf Ratingergebnisse nicht angewiesen. Also weg damit!
Angesichts der Kosten, die Emissions- und Folgeratings über die normalerweise fünf- bis siebenjährige Anleihelaufzeit beim Emittenten verursachen, sicherlich keine ganz schlechte Entscheidung. Zumal auch hinsichtlich der Anleihebedingungen für erhöhte Transparenz gesorgt werden soll. Überhaupt sind Themen wie Transparenz, Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit die Dauerbrenner im Minibondsegment. Wäre zu wünschen, dass Emittenten in Zukunft weniger mit Rating-Agenturen und dafür wieder mehr mit ihren Geldgebern kommunizieren!
An der Börse Frankfurt bleibt das Ratingerfordernis übrigens weiterhin bestehen – welcher Ansatz sich in Zukunft durchsetzt, werden letztlich Investoren und Emittenten entscheiden.
Hier geht es zum Artikel, erschienen im Instinctif Blog