Finanzkommunikation fördert Kreditvergabe für den Mittelstand
24. März 2015
Themengebiet | IR-Kompetenz |
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Publikationsform | Externe Publikationen |
Die Zinsen sind so niedrig wie nie zuvor und werden es wohl vorerst auch bleiben. Kredite gibt es günstig. Doch das alles bedeutet nicht, dass Banken Unternehmern ohne Weiteres Kredite mit längeren Laufzeiten zusagen. Im Gegenteil: Aufgrund der verschärften Anforderungen von Basel III als Reaktion auf die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise, wägen Finanzinstitute Risiken noch stärker ab. Marc Tenbieg, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstand-Bunds (DMB), erklärt: „Die Banken haben ihre ohnehin hohen Anforderungen an die Kreditvergaben an kleine und mittelständische Unternehmen nochmals angezogen und halten sich bei mittel- und langfristigen Kreditvergaben verstärkt zurück. Grund dafür ist neben Basel III auch die Einstellung, keine noch so geringen Kreditausfallrisiken eingehen zu wollen – trotz hoher Kreditkosten und hoher Anforderungen an die Kreditsicherheiten.“
Ähnlich sieht das der Mittelstand selbst, so das Ergebnis einer Umfrage der Commerzbank unter 4.000 Mittelständlern. Danach sind 80% der Unternehmer überzeugt, dass durch Basel III der Zugang zu Krediten schwerer wird. DMB und verschiedene Banken weisen darauf hin, dass immer mehr Firmen Finanzkommunikation betreiben. Exakte Zahlen gibt es hierzu nicht. Zugenommen haben dagegen, so die Auskunftei Creditreform, die Aktivitäten der Unternehmen, die ein schlechtes Rating haben und den Druck der Banken spüren. Der Vorsitzende der Fachgruppe Finanzierung-Rating im KMU-Beraterverband, Carl-Dietrich Sander, meint: „Viele Unternehmen und auch deren Steuerberater und Kreditinstitute reagieren viel zu spät auf Engpass-Situationen. Wer diese frühzeitig erkennt, dies auch mit den Methoden und Instrumenten einer aktiven Finanzkommunikation, kann agieren statt nur noch zu reagieren. Hinzu kommt ein weiterer positiver
Effekt: Die Banken fühlen sich fortlaufend informiert. Das verbessert die Verhandlungsposition des Unternehmers.“ Die PFK Group GmbH, ein kleines Unternehmen mit 35 Mitarbeitern, betreibt seit mehr
als fünf Jahren Finanzkommunikation. „Auslöser dafür war“, so Dr. Uwe Streck, geschäftsführender Gesellschafter, „die Finanzkrise, die eine Debatte über Begriffe wie Glaubwürdigkeit und Zahlungsmoral auslöste. Mich hat das dazu bewogen, selbst für Transparenz zu sorgen.“ Auf ihrer Website veröffentlicht die PFK ihre Geschäftsberichte. Banken können in einem passwortgeschützten Bereich weiterführende Daten zu Jahresabschluss, Umsatzentwicklungen der Geschäftsbereiche, betriebswirtschaftliche Auswertungen auch im Vorjahresvergleich u.v.m. abrufen.
Zusätzlich bietet die PFK einen Ratingüberblick der Auskunfteien. Informationen zu Aktualisierungen erfolgen monatlich per E-Mail. „Banken
und Auskunfteien schätzen diesen Service. Ähnliches sagen die Geschäftspartner,“ so der Unternehmer. „Wie unsere Konkurrenz darüber denkt, weiß ich nicht. Interessiere ich mich für einen Wettbewerber, kann ich
mir per App Zugang zu den Geschäftszahlen verschaffen. Geheimnisse gibt es heute keine mehr.“ Laut einer Umfrage des KMU-Beraterverbands
werden mehr als 50% der Unternehmen nicht über die Ergebnisse und
Hintergründe ihrer Ratingnote informiert. Das läuft bei der PFK komplett anders, erklärt Dr. Streck. Denn die PFK informiere aus eigenem Antrieb und reduziere auf diesem Weg Fehleinschätzungen: „Ich will von meinem Kundenberater genau wissen, wie sich die Ratingnote erklärt. Und ich fasse nach, wie die gelieferten Informationen noch optimiert werden können.“ Der Unternehmer betont, dass dieses Jahr gut geeignet ist, um mit Finanzkommunikation zu starten. Hatten die Wirtschaftsweisen noch eine Konjunkturschwäche für 2015 vorausgesagt, meldet der ifo-Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft aktuell ein leichtes Plus. Die Unternehmer blicken danach optimistischer in die Zukunft. „In jedem Fall ist es taktisch klüger, in relativ stabilen Zeiten mit Finanzkommunikation zu beginnen. Der Unternehmer ist entspannter und die Banken sind offener für Neues.“
Autorin: Tanja Barleben. Frau Barleben betreibt PR-Beratung für den Mittelstand.