Positionspapier des DIRK zum beabsichtigten Zusammenschluss von LSE und Deutscher Börse
12. Juli 2016
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Erwartungshaltung des DIRK – Deutscher Investor Relations Verband – hinsichtlich des beabsichtigten Zusammenschlusses von London Stock Exchange Group plc und Deutsche Börse AG
a) Beabsichtigter Zusammenschluss aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar
Aus Sicht des DIRK ist der beabsichtigte Zusammenschluss der beiden Börsenbetreiber wirtschaftlich nachvollziehbar. Die beiden Unternehmen stärken damit mittel- bis langfristig ihre internationale Relevanz und Wettbewerbsfähigkeit.
Der geplante Zusammenschluss wird allerdings nur dann dauerhaft erfolgreich sein können, wenn er die Interessen aller maßgeblichen Stakeholdergruppen in angemessener Art und Weise berücksichtigt. Hierzu gehören auch die berechtigten Interessen der Emittenten.
b) Schwächung des Finanzplatzes Frankfurt befürchtet
Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas ist in besonderem Maße auf funktionierende Kapitalmärkte angewiesen. Ein starker Finanzplatz Frankfurt ist daher auch zukünftig von wesentlicher Bedeutung.
Es steht allerdings zu vermuten, dass alle wesentlichen Funktionen der beiden Börsen am Sitz der Holding in London zusammengelegt werden, um Synergien im dreistelligen Millionenbereich durch Kostenersparnisse zu erreichen. Damit würden für den Finanzplatz Deutschland wichtige Entscheidungen in London getroffen werden.
Bei der Wahl des Sitzes der Holding haben nach eigenen Angaben der Deutschen Börse jedoch nicht ausschließlich sachliche Argumente eine Rolle gespielt. Es steht zu befürchten, dass bei weiteren Entscheidungen in der neuen Holding ebenfalls sachfremde Argumente zum Tragen kommen, die sich nachteilig auf den deutschen Börsenstandort und/oder systemrelevante Institute wie z.B. Clearstream auswirken könnten.
Nach der aktuellen Brexit-Entscheidung hätte der neue Börsenbetreiber seinen Sitz außerhalb der EU und unterläge damit keiner europäischen Börsenaufsicht mehr. Dies könnte die Aushebelung nationaler, deutscher Börsenregularien zur Folge haben. Der Sitz der Holding sollte daher erneut, dieses Mal ausschließlich unter sachlichen Aspekten, betrachtet werden.
c) Auswirkungen für Emittenten unklar
Die Deutsche Börse steht mit ihrem Angebot im internationalen Wettbewerb mit Dienstleistern in anderen Ländern. Der beabsichtigte Zusammenschluss muss daher dringend genutzt werden, das Service-Angebot der Deutsche Börse für die Emittenten in der Breite und Tiefe auf international wettbewerbsfähiges Niveau zu bringen.
Die Deutsche Börse hat es bislang versäumt, die von ihr avisierten „erhebliche Vorteile und Leistungen für Emittenten im gesamten Bereich der Kapitalbildung, den besseren Zugang zu tiefen, liquiden und transparenten Märkten, sowie neuen, robusten und innovativen Informationsdienstleistungen“ näher zu spezifizieren. Der Optimismus der Deutschen Börse, dass Emittenten insbesondere in den Genuss stärkerer Nachfrage nach ihren Aktien und einem erhöhten Anteil über die Börse abgewickelter Transaktionen kommen, wird von der überwältigenden Mehrheit der deutschen Emittenten noch nicht geteilt.
Als Interessenvertreter deutscher Emittenten fordert der DIRK daher:
- Eine Spezifizierung der avisierten Vorteile und zu erwartenden Auswirkungen für Emittenten;
- Eine konkretisierte Zusage hinsichtlich eines ausgeweiteten Service- und Dienstleistungsangebotes für Emittenten;
- Ein klares Bekenntnis – einschließlich nachhaltbarer Zusagen – der gesamten Führung der neuen Holding, dass die in den letzten Jahren gestiegene Bedeutung des Finanzplatzes Frankfurt gesichert und weiter ausgebaut werden wird.
Das Positionspapier als PDF finden Sie hier.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an den DIRK-Geschäftsführer Kay Bommer unter der E-Mail kbommer@dirk.org.